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Klausurtagung der Kreisjugendförderung Bild: Kreisverwaltung

Das Jugendhaus als ganz besonderen Ort für junge Menschen

Klausurtagung der Kreisjugendförderung mit den örtlichen Jugendförderungen

KREIS GROSS-GERAU – Jugendräume oder Jugendhäuser erfüllen eine wichtige Funktion in der Sozialisation und Identitätsfindung jungr Menschen. Sie sind Treffpunkte, Schutz- und Rückzugsorte, Experimentierräume und Bühne für Selbstdarstellung. Jungen Menschen wird zugehört, sie werden ernstgenommen und „gesehen“. Die Jugendpfleger*innen fördern Talente und bieten als ein „erwachsenes Gegenüber“ Halt, Orientierung und wichtige Impulse für das Erwachsenwerden, u. a. zu den Fragen „Wer will ich sein? Wo gehöre ich hin? Wie organisiere ich mein Leben?“. Kinder und Jugendliche können hier über ihre eigenen Sorgen, Ängste und belastenden Situationen berichten.

Die pädagogischen Fachkräfte bewegen sich mitten in diesen vielfältigen und herausfordernden Prozessen. Je nach aktuellem Geschehen nehmen sie eine vermittelnde, anwaltschaftliche, mediative, beratende Rolle ein. Sie orientieren sich dabei an den Ressourcen und Lebenswelten junger Menschen, nicht an Problemzuschreibungen und sogenannten Defiziten. Klare Eckpunkte und handlungsleitend sind dabei Anerkennung, Beteiligungsmöglichkeiten und demokratische Grundwerte. So wirken Jugendhäuser als lebendige Orte der Demokratie.

 

Die jährlichen Klausurtagungen im Rahmen des Arbeitskreises „Kommunale Jugendarbeit im Kreis Groß-Gerau“ bietet den Fachkräften der Städte und Gemeinden ein gutes Forum, um neben konkreten Anregungen für die Praxis auch ein gemeinsames Fundament für den Umgang mit den aktuellen Herausforderungen zu legen. Die diesjährige Tagung Ende September hatten Kreisjugendförderung/Jugendbildungswerk gemeinsam mit der Jugendpflege Bischofsheim und der Jugendförderung Kelsterbach konzipiert. Neben einer anregenden „Praxisbörse“ stand die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Zielgruppe und der Rolle als zuständige Fachkraft im Mittelpunkt.

In der Diskussion formulierten die Kolleg*innen, dass die kommunale Kinder- und Jugendarbeit weiterhin aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten, kreativen und flexiblen Angeboten, abwechslungsreichen Abläufe und den engen Beziehungen zu jungen Menschen und ihren Lebenswelten ein sehr attraktives Arbeitsfeld ist. Jedoch zehren die immer stärker werdenden Herausforderungen vielerorts massiv an Kraft und Ressource. Der Alltag in der Einrichtung wird als sehr belastend und frustrierend durch das Pendeln zwischen der Vereinbarung von Regeln mit den Besucher*innen, Auffangen von Zukunftsängsten und Mutlosigkeit, Einzelberatung u. a. beschrieben. Viele junge Menschen kommen mit großen psychischen Belastungen in die Einrichtung, basale soziale Kompetenzen für das Verhalten in einer Gruppe müssen erst erprobt und gestärkt werden. Zudem zeigen Honorarkräften zunehmend geringe Kompetenzen und wenig Verlässlichkeit bei einer längerfristigen Terminplanung, was auch auf ihre kurze Verweildauer als Tätige im Jugendhaus und eigene enge Zeitfenster zurückzuführen ist. Die stetige Suche nach neuen Honorarkräften sowie ihre Einarbeitung führen ebenfalls zu einer Mehrbelastung der hauptamtlichen Fachkräfte. So bleiben wenig Raum, Energie und Motivation für besondere Highlights in der Angebotspalette bzw. im Offenen Betrieb.

Einhellig schilderten die Kolleg*innen, dass die Arbeit u. a. schwierig geworden ist durch aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen und weltweite Krisen. Diese kommen derzeit vermehrt als Gesprächs- und Konfliktthemen im Jugendhausbetrieb auf und müssen immer wieder konzeptionell sowie strategisch aufgegriffen werden. Zusätzlich werden die Gestaltungsspielräume vor dem Hintergrund der kommunalen Haushaltslagen beständig enger. Besonders kritisch wurde im Verlauf der Tagung die geringe Wertschätzung der hohen Professionalität für das Arbeitsfeld Kinder- und Jugendarbeit betont. Aussagen von Kolleg*innen aus der Verwaltung wie „Wieso bist du so angestrengt, du arbeitest doch nur im Jugendhaus“, aber auch die fehlende Einordnung als kommunale Pflichtleistung wirken sehr demotivierend.

Umso wichtiger sind die Unterstützung und der kollegiale Austausch im kreisweiten Netzwerk. Regionale Fachtage, wie zur 19. Shell-Studie sowie zum 17. Kinder- und Jugendbericht des Bundes in diesem Jahr sowie die Klausurtagungen des Facharbeitskreises bieten wichtige thematische Impulse für eine gemeinsame Weiterentwicklung, motivieren und machen die positiven Aspekte der Arbeit im Jugendhaus wieder sichtbarer für die Fachkräfte.

Weitere Informationen gibt es bei der Kreisjugendförderung Groß-Gerau, Elke Draxler (Tel. 06152 989-438), E-Mail: jf@kreisgg.de.